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Dienstag, 26. Januar 2016

Bülowstraße 52: Fuck You!

Jetzt im Winter, wo die Bäume kahl sind, bietet Berlin immer neue und überraschende Durchblicke. Von der S-Bahn aus sah ich auf einige Distanz für Sekunden eine großflächige Wandmalerei an einem Schöneberger Hinterhaus: Ein Mann mit einem Kleinkind auf dem Arm zeigt mit seiner anderen Hand einer ihm gegenüberstehenden, mit Helmen und Schilden gewappneten Polizistenkette das Fuck-You-Zeichen.
Heute haben wir uns auf die Suche danach gemacht. Das war gar nicht so einfach. Die Gegend zwischen Bülowbogen und Gleisdreieck ist unübersichtlich, verwinkelt, chaotisch. Erst als wir auf schlammigen Wegen durch eine abenteuerlich vergartenzwergte Kleingartenkolonie geschliddert waren, tat sich der Blick auf das Haus auf. Aus einem der Schreberhäuschen erklang „Blue Velvet“. Als ich mit der Kamera die beste Position suchte, sprang wütend kläffend ein Hund auf uns zu. Wir redeten beruhigend auf sein Frauchen ein und lobten die Musik. Kleingärtner haben nicht gerne fremde Gäste mit Kameras.
Um näher an das Hinterhaus heranzukommen, mussten wir zurück in die Bülowstraße und durch zwei Hinterhöfe hindurch. Ein freundlicher Bewohner gab uns Auskunft: Die Mietshäuser Bülowstr. 52 und 54 waren in den wilden achtziger Jahren von Hausbesetzern “gekraakt” und sind später in friedliche Selbstverwaltung übergegangen. Die Wandmalerei ist eine Reminiszenz an diese Zeiten.

Bessere Fotos konnte ich direkt am Haus auch nicht machen. So müssen wir uns mit diesem begnügen. Man beachte, wie der “Stinkefinger” durch ein schmales vertikales (Klo?-)Fenster dargestellt wird (zum Vergrößern aufs Foto klicken):
Bülowstr. 52, Rückseite (Foto: piedschi)


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