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Mittwoch, 28. Oktober 2015

Der Literaturclub des Schweizer Fernsehens - Oktober 2015

Nicola Steiner (Foto: SRF/Gian Vaitl)
Der „Literaturclub“ des Schweizer Fernsehens ist für mich die sehenswerteste Literatursendereihe im deutschsprachigen Raum.

Gestern gab’s die Jubiläumssendung des seit 2014 von Nicola Steiner moderierten Literaturclubs mit Daniel Cohn-Bendit als Gast.


Sie steht heute bereits auf der Website des SRF .

Sonntag, 25. Oktober 2015

Leibesvisitation – Körperbilder von Schadow und Schwarzbach

„Leibesvisitation“? Wir hatten uns von dem freundlichen jungen Mann in den Glasanbau des Schadowhauses bitten lassen, wo ein Plakat mit dem Titel „Prinzessinnen“ lockte. Das stattliche und schön restaurierte Schadowhaus selbst hatte sich als unzugänglich erwiesen, für den Publikumsverkehr geschlossen, die Schadowstraße dementsprechend menschenleer.
Der junge Mann war extra für uns vor die Tür getreten, um uns für die Ausstellung zu animieren, die etwas mit Körperbildern von Prinzessinnen zu tun zu haben schien. Wahrscheinlich guckt kein Schwein sich das an. Aber zunächst einmal mussten wir am eigenen Leibe das Körperbild erfahren, das man von Flughafenkontrollen kennt: die Abtastung des potentiell bewaffneten Passanten. Na bitteschön, meine Waffen kann er ja gar nicht finden.

Wozu das Ganze? Nun, das Schadowhaus nebst Anbau gehört dem Deutschen Bundestag. Es ist gerade für 17 Millionen Euro restauriert worden und dient der Kunstkommission des Bundestages jetzt als Büro. Im Anbau hat die Schadowgesellschaft zwei Kämmerlein mieten dürfen, und es werden dort kleine Ausstellungen realisiert, die sich die Kunstkommission nebenan ausdenkt.

Im Moment läuft dort eine Ausstellung mit Skulpturen und Büsten von Johann Gottfried Schadow und Anna Franziska Schwarzbach. Der thematische Ausgangspunkt ist Schadows berühmte Prinzessinnengruppe mit der preußischen Kronprinzessin Luise und ihrer Schwester Friederike, die für die weibliche Körperästhetik des ausgehenden 18. Jahrhunderts revolutionär gewesen ist. Aber von dieser Skulptur sehen wir in der Schadowstraße nur einen kleinen Porzellanabguß. Außerdem gibt es einen Gipsabguß in Originalgröße vom seinerzeit spektakulären „Ruhenden Mädchen“ (1826; Alte Nationalgalerie). Es ist Schadows letztes Werk, das vom Kunsthistoriker Bernhard Maaz als künstlerisches Credo des Bildhauers gesehen wird, in dem sich dessen Genie quasi in der Gestaltung eines schönen weiblichen Hinterns konzentriert.

Johann Gottfried Schadow, Ruhendes Mädchen (Originalskulptur 1826)

Anna Franziska Schwarzbach (1949) ist eine sächsische Bildhauerin. Sie hat sich in den letzten Jahren mit der jüdischen Artistenfamilie Ovitz beschäftigt. Sieben Kinder des rumänischen Rabbiners Ovitz hatten seine Zwergwüchsigkeit geerbt. Sie traten in den 30er Jahren als Liliput-Truppe auf, wurden 1944 nach Auschwitz deportiert und dort von Mengele barbarischen Experimenten unterworfen.
Schwarzbach will mit ihren aus Pappmaché gefertigten Figuren an das Schicksal dieser Familie erinnern und auf die Schönheit abweichender Körperbilder verweisen. Die Kuratorin der Ausstellung sah hierin wohl die Gelegenheit, die Kunstwerke in der heute beliebten Manier „in Dialog treten“ zu lassen (so ein in der Ausstellung angebotenes Infoblatt), wobei sich hier in einem Haus des Deutschen Bundestages mit der Einbeziehung von Auschwitz auch das Label „Holocaust“ gut abdecken ließ.
 
Anna Franziska Schwarzbach, Drei Ovitz-Schwestern (Foto: piedschi)

Dieser „Dialog“ wird besonders sinnfällig im scheinbaren Blickkontakt der liegenden nackten Idealschönheit mit den tanzenden Zwergdamen, „auf Augenhöhe“ (Barbara Borek) sozusagen. Was soll ich mir dabei denken?

Freitag, 23. Oktober 2015

Besorgtes Nachdenken – Johannes der Täufer bei Geertgen tot Sint Jans

Bei Nieselregen verlegen wir unsere Streifzüge auch schon mal in die Berliner Gemäldegalerie, um alte Lieblingsbilder wiederzusehen und neue Entdeckungen zu machen.
Für mich war solch eine neue Entdeckung gestern der Haarlemer Maler Geertgen tot Sint Jans (um 1465 – 1495), dessen kleines Bild „Johannes de Doper in de wildernis“ ich noch nie bewusst betrachtet hatte:

Johannes de Doper in de wildernis (ca. 1485)

Johannes sitzt in einem braunen Gewand mit einer großen, über die Schultern geworfenen und in vielen Falten drapierten blauen Decke in einer idyllischen Landschaft. Die Gestalt hat mich von ferne an japanische Farbholzschnitte erinnert. Auf Deutsch hat man das niederländische Wort “wildernis” mit “Wüste” übersetzt, aber von Wüste im heutigen Sinn ist hier keine Spur: Die grünhügelige Waldlandschaft ist von großer Tiefe und mit dutzenden Tieren belebt, die trotz ihrer Winzigkeit auf dem nur 42 x 28 cm großen Bild gut erkennbar sind.
Johannes stützt sein Gesicht in die rechte Hand und scheint in ein tief besorgtes Nachdenken versunken. Seine nackten Füße hält er gekreuzt. Das Lamm Gottes, Symbol des Gekreuzigten, ruht friedlich links hinter ihm auf dem bemoosten Felsvorsprung.
Seine besorgte Haltung hat mich bis nach Hause verfolgt. Im Internet fand ich dann ein sehr schönes Blog (mit dem bezeichnenden Titel “Stendhal-Syndrom”), dessen Autor schon seit mehreren Jahren Beschreibungen von Kunstwerken gibt, die weiter führen als ich es hier zu leisten vermag. So auch zu “Johannes der Täufer in der Wüste” .


Die Blogadresse ist: Syndrome-de-Stendhal.blogspot.de

Dienstag, 20. Oktober 2015

Neuer Link zur Rede von Navid Kermani

Navid Kermani (Foto: Imago/EPD)
Viele Facebook-Beiträge zur aufsehenerregenden Rede von Navid Kermani anlässlich der Verleihung des Friedenspreises des deutschen Buchhandels 2015 verweisen als Link zum Redetext auf die FAZ.

Dieser Link funktioniert nicht mehr. Die Rede ist jetzt auf der Website des Friedenspreises nachzulesen.


Außerdem gibt es noch die Möglichkeit, sich die ganze Rede in der Mediathek des ZDF anzuschauen. Angesichts der Intensität des Auftritts in der Frankfurter Paulskirche empfehle ich diesen Weg.

Montag, 19. Oktober 2015