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Mittwoch, 15. Januar 2014

Wo ist Auguste Viktoria?

Antikentempel im Schlosspark Sanssouci
Bei der Führung durch den Berliner Dom wies uns die sehr lebendige alte Dame von der Domgemeinde natürlich auch auf das Mausoleum hin, in dem rund hundert Särge der Hohenzollern ruhen. (Wir waren dann drin: sehr eindrucksvoll, der Tanz der Vampire ist nichts dagegen). Der letzte Kaiser liege da nicht, sagte sie. Der sei ja in Doorn, und erst, wenn die Hohenzollern wieder in Deutschland herrschen würden, kicherte sie, käme er dann wieder aus Holland nach Berlin zurück. So habe er es in seinem Testament verfügt.

Und der Kronprinz und die schöne Cecilie? Die liegen in der Hohenzollernburg. Und Auguste Viktoria, die letzte Kaiserin, die beim Volk so beliebt war? Da zögerte die alte Dame und meinte schließlich, sie läge im Schlosspark Sanssouci, nicht in der Friedenskirche, sondern in einem Gebäude, auf dessen Namen sie nicht komme.

Die Dame war wirklich ausgezeichnet informiert. Zuhause, im Internet, hatte ich alles schnell gefunden. Der fensterlose runde Antikentempel in der Nähe des Neuen Palais, an dem wir viele Male vorbeigelaufen sind und worin ich Gartengerätschaften vermutet hatte, ist ein kleines, nicht öffentlich zugängliches Mausoleum der Hohenzollern.

Aber nicht diese Entdeckung hat mich zu diesem Bericht veranlasst, sondern ein Video, das ich auf der Suche nach Auguste Viktoria gefunden habe: die Dokumentation von ihrem Begräbnis im April 1921. Die Kaiserin war ihrem Gatten 1918 ins Exil nach Doorn gefolgt und ist dort gestorben. Der Sarg wurde nach Potsdam überführt. Ihr Mann und ihr ältester Sohn, der Kronprinz, der in Verbannung auf der niederländischen Insel Wieringen lebte, durften aus politischen Gründen nicht an der Beerdigung teilnehmen. Hätte einer von ihnen bei der Gelegenheit die Monarchie ausgerufen, die zerbrechliche Republik wäre hinweggefegt worden:

Im Schlosspark von Sanssouci hatten sich hundertausende Menschen eingefunden, und vor dem Neuen Palais formierte sich der Trauerzug des deutschen Hochadels. Wer diese Bilder sieht, kann kaum glauben, dass die Herrschaft des Adels in der Republik von Weimar immerhin schon zweieinhalb Jahre zurücklag.


Das sehenswerte Video ist – neben vielen anderen - letztes Jahr im Rahmen des EU-Projekts European Film Gateway 1914 digitalisiert und zugänglich gemacht worden. Dazu mehr im nächsten Bericht.

Das Mausoleum im Antikentempel

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