Cookie

Mittwoch, 7. März 2012

Poetologie des Blogs (6): Serendipity

Durch puren Zufall stieß ich vor einiger Zeit beim Surfen auf die Bedeutung des Begriffs “serendipity”, eines Wortes, um das ich mich nie weiter gekümmert hatte. Serendipität bezeichnet den zufälligen Fund von etwas ursprünglich nicht Gesuchten, das sich dann als etwas Besonderes oder jedenfalls Brauchbares erweist: die Entdeckung von Amerika durch Kolumbus zum Beispiel.

In der Entwicklung von Web 2.0 nach Web 3.0 spielt Serendipity eine große Rolle. Der Begriff kann sowohl eine passive als eine aktive Bedeutung haben. Im letzteren Fall geht es um eine inhärente strukturelle „Findigkeit“. Im zukünftigen Semantischen Web, wie Web 3.0 auch genannt wird, sorgt diese Findigkeit für eine neue Art der Verknüpfung der gigantischen Datenmassen des Netzes.
Funde, die dem heutigen Surfer passiv zufallen und durch ihn erst noch aktiviert und verifiziert werden müssten, werden morgen in überraschender Vielfalt durch die künstliche Intelligenz des Semantischen Webs selbst erzeugt und angeboten. Vorformen davon haben wir in den Tipps bei Amazon: Sie haben dies und das gekauft, Ihnen könnte auch jenes gefallen.

Bedeutet das jetzt, dass die „Orgel“, deren Manuale und Pedale wir im „Glasperlenspiel“ auf neue künstlerisch-kreative Weise bespielen wollen, in Zukunft überflüssig wird, da das intelligente Netz uns diese Arbeit abnimmt? Dann kann auch Peter Glaser seinen Bunsenbrenner wieder einpacken (siehe Poetologie des Blogs 5). Ich glaube allerdings eher, dass Serendipität durch das Web als allgemeines kreatives Prinzip an Bedeutung gewinnen wird und das nicht nur bei Suchmaschinen. Ein Blog ohne serendipity wird schnell langweilig.
Wir kennen dieses Prinzip übrigens schon aus Vor-Webzeiten: als spontane schlagfertige und ironische Assoziativität im Verkehr zwischen intelligenten Menschen.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen